„New Queer Photography“
Herausgeber: Benjamin Wolbergs
Sich der Frage der eigenen Sexualität jenseits von Tabugrenzen
zu nähern, ist gerade in der Kunst möglich. Sie lässt nicht nur
das gefahrlose Spiel mit den Geschlechtern, mit den verbotenen
Wünschenzu, sie allein erfasst ihre Widersprüchlichkeit. Nicht zuletzt
begünstigt durch die sozialen Medien, hat sich in den letzten
Jahren eine junge und engagierte Szene im Bereich der queeren
Fotografie etabliert. Dem Bedürfnis nach Selbstdarstellung,
-vergewisserung
und -spiegelung folgend, zeigen viele Fotograf*innen
vor allem das Schwulsein als private Idylle. Gleichzeitig wird der
eigene und gesellschaftliche Umgang mit Transsexualität und
Geschlechterrollen kritisch hinterfragt oder das Pornografische in
seiner zersetzenden oder auch affirmativen Kraft gezeigt.
Filme, Serien und die Vereinnahmung durch die Mainstream-Kultur
suggerieren eine breite gesellschaftliche Akzeptanz queerer
Lebensmodelle.
Dass Schwul- und Lesbischsein in bestimmten
Ländern und Gesellschaften nach wie vor Ausgrenzung, Einsamkeit,
Stigmatisierung und Gewalt bedeuten können, zeigt eindrucksvoll
eine Reihe von dokumentarisch arbeitenden Fotograf*innen,
die auch die kolonialen Ursprünge vieler Verbote von gleichgeschlechtlichen
Kontakten und das Regime der Sexualität selbst
berücksichtigen.
Das sorgsam recherchierte Buch stellt rund 40 zeitgenössische
fotografische Positionen vor, darunter bereits etablierte Namen
wie Matt Lambert, Florian Hetz und Spyros Rennt sowie zahlreiche
vom Publikum wenig beachtete oder noch unbekannte Talente.